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Das letzte Wort: Richard Hell

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Das letzte Wort: Richard Hell

richard hell pressAnfang der 70er Jahre versuchte Malcom McLaren, ihn als Frontmann für die Sex Pistols zu gewinnen. Stattdessen schrieb Richard Hell lieber mit seinen eigenen Bands Television, The Heartbreakers und den Voidoids Subkultur-Geschichte. Nach Klassikern wie „Chinese Rocks“ oder „Blank Generation“ zählt der amerikanische Musiker und Schriftsteller heute zu den letzten überlebenden Urgesteinen der einstigen New Yorker Punkszene.

Du stammst aus einem gutbürgerlichen Lehrerhaushalt – warum bist du nicht selbst in diese Richtung gegangen?
Bin ich doch. Es gibt sicher viele Menschen, die so einiges von mir gelernt haben. Aber im Ernst: Nichts hätte mir als Heranwachsender ferner gelegen, als den Lebensweg meiner Eltern einzuschlagen. Ganz im Gegenteil. Ich bin von der High School geflogen und habe es nicht mal auf die Uni geschafft. Ich bekomme regelmäßige Angebote, ob ich nicht Vorträge halten will. Doch für so etwas fehlt mir das Temperament.

Du kommst ursprünglich vom Lande, danach wurde New York zu einem wichtigen Einfluss. Kannst du dich an deine ersten Erfahrungen im Big Apple erinnern?
Ich war zwar als Kind nicht so oft in New York, trotzdem hat die Stadt schon damals einen wahnsinnigen Eindruck auf mich gemacht. Eine meiner Omas wohnte hier, alle Jubeljahre habe ich sie für ein paar Tage besucht. Diese Stadt stellte einen unvorstellbaren Kontrast zu dem konservativen Nest dar, in dem ich aufgewachsen bin. NYC bedeutet für mich heute immer noch Freiheit und kulturelle Inspiration. Es gibt so viele tolle Leute, die großartige, neue Dinge tun. Für mich ist New York die Hauptstadt der Welt.

Also hat der Große Apfel für dich nichts an Magie eingebüßt?
Ja und nein. Es ist wahrscheinlich wie in allen großen Metropolen. Die Kultur wird überall von der Macht des Geldes verdrängt, Stadtteile gentrifiziert und für die Künstler unbezahlbar. New York wird immer mehr zum Spielplatz der Superreichen. So war es zwar in Amerika schon immer, doch heute in einer höheren Geschwindigkeit als je zuvor. Was diesen Aspekt angeht, ist New York heute befallen von einem schlimmen, eitrigen Geschwür. Trotzdem kommen jeden Tag talentierte Kids aus dem Rest der Welt hierher, um ihr Glück zu suchen und sich auszuleben.

Und dann wäre da noch Donald Trump …
Es ist absolut schockierend. Wobei ich aber regelmäßig davon geschockt bin, welche Politiker von unserer Bevölkerung tatsächlich ernst genommen werden. Das ging mir schon bei George Bush so. Ich konnte es nicht fassen, dass er nicht mit Häme überzogen und aus dem Land geschmissen wurde. Trump ist noch viel schlimmer. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass er tatsächlich so viele Leute hinter sich versammelt. Wenn man sich Personen wie Berlusconi anschaut, ist es nicht so unüblich, dass manchmal auch die seltsamsten Typen politische Macht erlangen. Trump ist einer dieser seltsamen Typen.

Die TV-Serie „Vinyl“ beschäftigt sich mit den Anfängen der New Yorker Musikszene. Eine der Hauptfiguren beruht sogar auf deiner Person.
Ich kenne die Serie und habe sogar einen Rezension auf Stereogum geschrieben. Kurz gesagt, finde ich sie absolut lächerlich. Weder Martin Scorsese noch Mick Jagger hatten jemals nur den Hauch eines Einflusses darauf, was in New York vor sich geht. Das hat sie auch nie interessiert. In „Vinyl“ versuchen sie, sämtliche Musikklischees in eine Serie zu pressen und allem noch einen kitschigen Mafia-Anstrich zu geben. Man kann diesen Mist nicht ernst nehmen. Ich kenne auch niemanden, der dies tut.

Du hast damals den Punk-Look aus verschlissenen Shirts und Sicherheitsnadeln in den Ohrläppchen erfunden. Bist du stolz, dass er immer noch getragen wird?
Ich würde mich eher als Miterfinder bezeichnen. Aber dieser Stil wurde ja erst durch die Sex Pistols populär, dementsprechend geht der Ruhm dafür nicht so sehr auf meine Kappe. Doch wenn das Schicksal tatsächlich meinen sollte, dies wäre meine größte Lebensleistung, dann soll es wohl so sein.

Obwohl du früher auch Musik gemacht hast, stand dir die Schriftstellerei schon immer näher.
Das Schreiben lässt sich am besten mit der Art vereinbaren, wie mein Hirn funktioniert. Musik war für mich immer eine bewusste Entscheidung, herauszufinden, was noch so in mir steckt. Doch die Schriftstellerei war schon immer das Fundament für alles, was ich getan habe. Beim Schreiben verleihe ich einem konkreten Drang Ausdruck, bei der Musik nicht so sehr.

Viele deiner einstigen Mitgefährten von den Ramones und den New York Dolls sind mittlerweile verstorben. Wie hast du bei deinem exzessiven Lifestyle so lange überlebt?
Pures Glück. Ich denke nicht, dass Menschen wirklich die volle Kontrolle über ihr eigenes Leben haben. Rein technisch gesehen, könnte man sagen, ich hätte überlebt, weil ich mit den Drogen aufgehört habe. Man kann aber auch anführen, dass ich schon immer andere Interessen neben der Musik hatte. Doch letztendlich hatte ich wohl einfach nur Glück.

Wie ist es, mit Drogen aufzuhören?
Jedem Süchtigen, der lange genug lebt, geht irgendwann ein Licht auf. Einem wird bewusst, dass man einfach an dem Zeug krepiert, wenn man nicht aufhört. Trotzdem könnte ich schon morgen tot sein. Man muss sich nur einmal Prince anschauen. Das war unerwartet.

Welchen Ratschlag würdest du deinem jüngeren Ich geben, wenn du dich heute auf der Straße treffen würdest?
Gar keinen! Ich würde mir selbst einen dicken Schmatzer geben. Ich habe zwar nicht immer alles richtig gemacht, aber auch nichts zu bereuen.

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