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The Clash – Revolution in der Pappschachtel

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The Clash – Revolution in der Pappschachtel

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?????????27 Jahre nach ihrer Trennung genießen The Clash einen Ruf, von dem viele ihrer Zeitgenossen nur träumen können: Als bissige Rock-Revoluzzer, die auf ein einflussreiches musikalisches Erbe blicken, nie rückfällig wurden und für eine unschlagbare Mischung aus Idealismus, Integrität und Kreativität stehen.

Text: Marcel Anders

achzuerleben mit SOUND SYSTEM – einer Pappschachtel mit den Maßen 42 mal 10 mal 23 Zentimeter, die die Form eines Ghettoblasters besitzt, und für ca. 120 Euro alles enthält, was diese Band ausmacht: fünf Album-Klassiker, remastert von Gitarrist Mick Jones. Dazu unveröffentlichtes Audio- und Videomaterial sowie jede Menge Gimmicks, designt von Bassist Paul Simonon: Poster, Sticker, Badges, Army-Halskette, Fanzine, etc. Eben nette Kleinigkeiten mit Charme, die das Phänomen The Clash auf den Punkt bringen: Eine Band mit starkem Image, ausgeprägtem Mitteilungsbedürfnis und „value for money“-Bewusstsein. „Ich habe mir viele Boxsets angeschaut, die in letzter Zeit erschienen sind“, so Simonon. „Die meisten sind zu teuer und extrem langweilig – weil sie nichts Besonderes bieten. Deshalb haben wir alles aus den Archiven geholt, was qualitativ halbwegs in Ordnung war. Wir haben die Alben komplett überarbeitet, wir haben Leute aus unserem Umfeld gebeten, etwas für das Fanzine zu verfassen, und uns eine Aufmachung überlegt, die repräsentativ für die Band ist. Nämlich ein tragbarer Kassettenrecorder, wie ihn damals jeder von uns hatte, den wir überall mitnahmen und auf dem wir Leuten unsere Musik vorspielten, weil das für aufregende Gespräche sorgte. Also nicht wie heute, da jeder ein iPhone hat und Musik ganz alleine konsumiert – ohne sie mit anderen zu teilen oder sich darüber auszutauschen. Das war eine viel kommunikativere Zeit.“

Und wie die Sex Pistols, Buzzcocks, 999 oder The Damned waren auch The Clash ein Spiegelbild der späten 70er/frühen 80er – ein subversives Kollektiv, das Musik als Medium sah, um gegen die menschenverachtende Politik der Thatcher-Regierung, gegen den Rassenhass der National Front und die Tristesse des einstigen Empires vorzugehen. Wobei Simonon offen zugibt, dass sie dabei sehr naiv waren. „Uns ging es eigentlich um persönliche Politik. Sprich: Wir haben keine Partei oder Gruppe unterstützt, sondern das reflektiert, was um uns herum passiert ist, was uns störte und was wir ändern wollten. Quasi Dinge aus dem alltäglichen Leben. Aber irgendwann fingen wir an, die Bodenhaftung zu verlieren und uns für die Contras in Nicaragua stark zu machen – einfach, weil das eine positive Sache zu sein schien. Bis sich herausstellte, dass da ein Regime von einem anderen abgelöst wurde. Was uns unglaublich peinlich war. Eben, weil es zeigte, dass wir keine Ahnung von den großen politischen Dingen auf dieser Welt hatten.“

Weitaus besser waren Jones, Simonon und Strummer als Musiker, die mit jedem Album einen neuen Sound auffuhren, mit Rockabilly, Funk, Reggae, Dub und Ska flirteten, visionäre Produzenten wie Guy Stevens (Mott The Hoople) aufboten und sich mit rasender Geschwindigkeit weiterentwickelten. „Wir setzten einfach um, was wir auf unseren Reisen entdeckt hatten. Wir wären nie auf den Gedanken gekommen, zwei Mal dasselbe zu machen. Einfach, weil wir das langweilig fanden, weil es einem kreativen Stillstand gleichgekommen wäre, der mit unserem Anspruch nicht zu vereinbaren war.“

Denn The Clash waren eben keine typische Punkband, die sich auf einen Sound reduzierte, sondern die nach mehr strebte. Die wachsen wollte, und das auch optisch zum Ausdruck brachte, indem sie von Teddyboy-Klamotten zum Spaghetti-Western-Look zu Militäroutfits wechselte und sich richtige Grabenkämpfe mit ihrer Plattenfirma lieferte. Schließlich bestand man darauf, Doppel- und Dreifachalben zum Preis einer einzelnen LP anzubieten, verzichtete dafür sogar auf Tantiemen und geriet tief in die roten Zahlen, weil Tourneen und Studioaufenthalte aus eigener Tasche finanziert werden mussten. „Ich denke, wir hatten den miesesten Deal aller Zeiten – unter dem wir bis heute leiden“, so Simonon. „Denn nach der Trennung der Band hat man uns einfach unter Vertrag behalten, weil man dachte, wir würden uns schon wieder zusammenfinden – und dann ließe sich noch mehr Geld mit uns verdienen. Was auch bedeutete, dass man sich einen Dreck um unsere Solo-Projekte kümmerte. Wir wurden gezielt ausgehungert.“

Weshalb der 57-Jährige beteuert, nie wirklich Geld mit The Clash verdient zu haben – trotz Meilensteinen wie LONDON CALLING und COMBAT ROCK, die ganze Musikergenerationen prägten. Eben von Green Day bis Kings Of Leon, die sich offen auf „the only band that matters“ (eine Wortkreation von Manager Bernie Rhodes) beziehen und sich nichts sehnlicher gewünscht haben als das, wozu es nie gekommen ist: die große Reunion. „Natürlich haben wir das diskutiert. Einfach, weil wir nach dem Split von 1986 immer in Kontakt geblieben sind. Aber wir haben uns damals getrennt, weil das alles zu groß wurde. Und weil unser letztes Album CUT THE CRAP quasi von Management und Label hinter unserem Rücken zusammengeschustert wurde. Was sehr frustrierend war. Deshalb haben wir uns entschieden, die Sache nicht noch einmal aufzuwärmen, selbst wenn man uns Unsummen bieten würde. Im Ernst: Ich wäre ein gemachter Mann, wenn es je dazu gekommen wäre. Aber wir haben halt unseren Dickkopf ausgelebt. So, wie wir es immer getan haben. Selbst, wenn es wehtat.“

Was wörtlich zu nehmen ist. Und vielleicht auch den hohen Stellenwert und die Anerkennung erklärt, die das Ur-Trio bis heute genießt. Denn The Clash waren bereit, für ihre Ansichten und Ideale zu leiden. Allen voran Sänger/Gitarrist Joe Strummer, der bis zu seinem tödlichen Herzinfarkt im Dezember 2002 ein verbitterter Alkoholiker war – während sich Gitarrist Mick Jones, der 1983 nach internen Streitereien aus der Band geflogen war, mit Big Audio Dynamite und Carbon/Silicon bewusst auf Projekte fernab des Mainstream verlegte. Der einzige, der erst nach The Clash richtig Karriere machte, ist denn auch Simonon. Der Mann mit dem Hut gilt inzwischen als gefragter Künstler, dessen Werke Zehntausende von Euro kosten und von Nicky Wire (Manic Street Preachers) und Lily Allen gesammelt werden. „Das ist es, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene“, stapelt der studierte Maler tief. „Musik mache ich nur noch zum Spaß. Etwa mit The Good, The Bad & The Queen und den Gorillaz. Da spielen wir zwar keine Clash-Songs, aber ich höre unsere Sachen überall. Und das macht mich stolz. Denn sie leben nicht nur in einer Pappschachtel – auch, wenn sie nett aussieht.“

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